Wir stellen jedes Jahr die Zeit eine Stunde vor und dann wieder zurück. Dieser durch die Sommerzeit verursachte kleine „Jetlag“ hat Auswirkungen auf Mensch und Technik.
Warum tickt die Uhr im Sommer anders?
Als Sommerzeit bezeichnet man die Uhrzeit, welche gegenüber der eigentlichen Zonenzeit um eine Stunde vorgestellt ist. Diese Zeitumstellung wird jeweils im Frühling vorgenommen und im Herbst zurückgenommen, deshalb der Name „Sommer“-Zeit. Das Hauptargument für die Sommerzeit war eine mögliche Energieersparnis durch die weniger Nutzung von künstlichem Licht, da am Abend erst eine Stunde später das Licht eingeschaltet werden muss. Dieses Wirkung war aber immer umstritten und gilt heute als weitgehend widerlegt, weil im Gegenzug ein Mehrverbrauch an Heizenergie am Morgen festgestellt wurde.
Aus heutiger Sicht kann man aber einen anderen Nutzen ins Feld führen. Die Normalzeit richtet sich nach dem höchsten Sonnenstand am Mittag. Der natürliche Rhythmus des Menschen wird eher durch den Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang bestimmt. Im Hochsommer steht die Sonne mit Sommerzeit zwischen 4:30 Uhr und 22 Uhr am Himmel und nicht wie mit Normalzeit zwischen 3:30 Uhr und 21:00 Uhr. Die Sommerzeit ermöglicht also die bessere Nutzung des Tageslichts aus Sicht eines modernen Menschen, z.B. für die Freizeitgestaltung.
Zeitsprünge und kleiner „Jetlag“
Als Folge der Einführung der Sommerzeit verhält sich die Uhrzeit nicht mehr streng monoton steigend, sondern es gibt Zeitsprünge. Insbesondere existiert im Frühling eine Stunde nicht, dafür gibt es im Herbst Zeitpunkte während einer Stunde doppelt.
Lebewesen, welche ihr Leben nach der Uhrzeit und nicht nach dem Sonnenstand richten müssen, erleiden einen kleinen „Jetlag“. Viele Menschen müssen sich daran gewöhnen, dass ihr Wecker eine Stunde früher klingelt oder ihr Mittagessen eine Stunde später eingenommenen werden kann. Studien zeigen, dass es kurz nach der Umstellung auf die Sommerzeit zu einem Anstieg an Verkehrsunfällen kommt. Auch Kühe werden eine Stunde früher bzw. später gemolken, was kurzfristig zu einer geringeren Milchleistung führt.
Zeitsprünge stellen aber vor allem die Technik vor einige Probleme. Algorithmen müssen entscheiden wann die Uhrzeit umgestellt wird. Dies ist länderspezifisch und öfters Änderungen unterworfen. Jeder Zeitpunkte sollte eigentlich genau einmal existieren. Durch die Zeitumstellung fehlen Zeitpunkte und andere sind doppelt vorhanden.
Sommerzeit in IT Systemen
Die interne Uhrzeit der Computer ist die Systemzeit. Viele Systeme verwenden ein an die Koordinierte Weltzeit (UTC) angelehnte Zeit als Systemzeit. Am meisten wird die Unixzeit verwendet. Diese kennt keine Sommerzeit. Für die menschlichen Nutzer wird die Uhrzeit in die lokale Zeit umgerechnet.
Es gibt aber auch Systeme, welche die lokale, gesetzliche Zeit als Systemzeit verwenden. Dies führt unweigerlich zu Problemen wie doppelte Zeitstempel oder zu Unklarheiten, ob die Sommerzeit berücksichtigt wurde.
DECT Telefone verschlafen die Sommerzeit
Wie tückisch Zeitumstellungen sein können, sieht man am Beispiel einiger Router mit DECT Telefonanschluss. Die Modelle Speedport W723V und W724V der Deutschen Telekom stellten die Sommerzeit im Jahr 2012 eine Woche zu spät um. Da der Fehler nicht behoben wurde, wiederholte sich dieses skurrile Fehlverhalten im Jahr 2020. Alle Router arbeiten unter Linux. Bei älteren Linux Kernel-Versionen wurde die Zeitumstellung falsch programmiert. Die Programmierer implementierten folgenden Algorithmus:
- Wechsel zu Sommerzeit = 4. Woche im März und dann der nächste Sonntag
- Wechsel zu Winterzeit = 4. Woche im Oktober und der nächste Sonntag
Die Sommerzeit startet aber immer am letzten Sonntag im März und endet mit der Umschaltung auf Winterzeit am letzten Sonntag im Oktober. Wenn nun der 31. März oder der 31. Oktober eines Jahres auf einen Samstag fällt, dann ist das jeweils noch in der 4. Woche und die Zeit wird dann in diesen älteren Linux Versionen erst am 1. April bzw. 1. November umgestellt, also genau eine Woche zu spät.
Die grosse „Zeitumstellung“ im Jahr 2038
Wenn man sieht, was für Probleme eine wiederkehrende jährliche Zeitumstellung um eine Stunde verursacht, kann man sich ausmalen was ein Zeitsprung von über 100 Jahren für IT Systeme bedeuten würde. Am 19.01.2038 könnte auf vielen System ein Zählerüberlauf der UNIX Zeit zu einem Zeitsprung ins Jahr 1901 führen. Dies ist als Jahr 2038 Problem bekannt.